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AutorenbildEden Walker

Zwischen den Grauzonen: Die Herausforderungen der Recherche zu legaler und illegaler Pornografie


Als Autoren bewegen wir uns oft in einem Spannungsfeld zwischen kreativen Freiheiten und den dunklen, oft unangenehmen Themen, die unsere Geschichten prägen. Eine der schwierigsten Aufgaben ist die Auseinandersetzung mit Themen, die weit jenseits der moralischen Grauzonen liegen. Ein solches Thema ist die legale und illegale Pornografie – ein Thema, das in January Lane großen Raum einnimmt.


Der Kampf mit der Dunkelheit: Recherchen zu einem Tabuthema


Für viele Autoren – mich eingeschlossen – ist es emotional herausfordernd, sich in moralisch extrem komplexe Themen einzuarbeiten. Während der Recherche tauchen wir in eine Welt ein, die durch Ausbeutung, Missbrauch und oft auch Gewalt gekennzeichnet ist. Illegale Netzwerke, wie das, das in January Lane beschrieben wird, sind in der Realität leider allgegenwärtig. Die Grenze zwischen legalen und illegalen Praktiken verschwimmt viel schneller, als man sich vorstellen kann, und die Vorstellung, dass solche Machenschaften tatsächlich existieren, kann erdrückend sein.

In January Lane beschäftigt sich alles mit der Frage, wie weit diese Netzwerke auf illegalen Plattformen im Darknet reichen und welche Auswirkungen sie auf die Betroffenen haben. Die Figur des Ambrose Deveraux - der Adoptivvater meiner 4 Protagonisten - und sein Netzwerk, das Kinder in illegale Aktivitäten verwickelt, sind Paradebeispiele dafür, was in den Köpfen vieler Menschen falsch läuft.


Illegale Pornografie, insbesondere im Darknet, stellt weltweit ein großes Problem dar. Statistiken darüber sind oft schwer zu ermitteln, da sich diese Aktivitäten im Verborgenen abspielen. Dennoch gibt es einige Schätzungen und Berichte, die das Ausmaß verdeutlichen:

  1. Umfang der illegalen Inhalte: Laut Schätzungen der EUROPOL und anderen Organisationen, befinden sich zwischen 80% und 90% der illegalen Inhalte auf Websites im Darknet, wobei ein beträchtlicher Teil auf Kinderpornografie und anderen Formen illegaler Pornografie entfällt.

  2. Verbreitung von Inhalten: Die Zahlen schwanken stark, aber es wird angenommen, dass Tausende von Foren, Websites und Plattformen im Darknet existieren, die sich ausschließlich mit der Verbreitung von illegalen pornografischen Inhalten befassen. In einem Bericht von 2020 schätzte das „Internet Watch Foundation“ (IWF), dass über 118.000 Websites weltweit illegale pornografische Inhalte enthalten, wobei viele davon über das Darknet zugänglich sind.

  3. Wachstum und Aktivität: Studien zeigen, dass die Nachfrage nach illegalen pornografischen Inhalten in den letzten Jahren aufgrund von Anonymisierungstechnologien wie dem Tor-Netzwerk gestiegen ist. Laut der IWF war 2020 eines der schlimmsten Jahre, mit über 153.000 Berichten zu kinderpornografischen Inhalten – ein Anstieg von 16% im Vergleich zum Vorjahr.

  4. Bekämpfung durch Strafverfolgungsbehörden: Strafverfolgungsbehörden weltweit, darunter das FBI und EUROPOL, führen regelmäßig großangelegte Operationen durch, um Netzwerke illegaler Pornografie im Darknet zu zerschlagen. Eine der größten Operationen dieser Art fand 2019 statt, als der weltweit größte Darknet-Marktplatz für Kinderpornografie mit über 250.000 Benutzern aufgedeckt wurde.


Diese Zahlen verdeutlichen die Größe und das Wachstum des Problems, obwohl viele Bereiche des Darknets weiterhin schwer zugänglich und anonym bleiben, was die genaue Erfassung erschwert.




Die Grauzone der Legalität


Der Unterschied zwischen legaler und illegaler Pornografie scheint auf den ersten Blick einfach: Die eine Seite agiert innerhalb gesetzlicher Rahmenbedingungen (die USA haben ziemlich strenge Regeln und Verstöße dagegen werden härter geahndet als andernorts), während die andere kriminelle Taten deckt.

in der Realität gibt es unzählige Grauzonen, die die Arbeit für alle, die sich mit diesen Themen beschäftigen, noch komplizierter machen.

Legale Pornografie mag zwar den gesetzlichen Standards entsprechen, doch bleibt die Frage offen, wie freiwillig Beteiligung wirklich ist. Oftmals stoßen Autoren bei der Recherche auf Berichte über Zwang, Manipulation oder Missbrauch, die zwar im legalen Rahmen stattfinden, aber moralische Fragen aufwerfen. Das Aufdecken solcher Realitäten ist schmerzhaft und führt zu intensiven Selbstreflexionen. Wie viel Verantwortung trägt der Konsument? Wie viel der Produzent? Und wie kann man diese Themen in einer Geschichte verantwortungsvoll und gleichzeitig authentisch behandeln, ohne "reißerisch" zu sein oder gar den Fokus auf die Liebesgeschichte zu verlieren, die man ja eigentlich erzählen möchte?


Emotionale Herausforderung für Autoren


Für viele von uns wird die Beschäftigung mit dieser Thematik schnell zu einer emotionalen Herausforderung. Wir tauchen in das Leben der Betroffenen ein, versuchen uns vorzustellen, wie sich das anfühlt oder wie man mit den Folgen umgeht, um authentisch zu bleiben und beim Leser Emotionen zu wecken, denn genau davon leben unsere Geschichten. Wir lesen Berichte über Missbrauch und den Schaden, der durch solche Netzwerke entsteht und vielleicht fangen wir an, an der Existenzberechtigung der Menschheit zu zweifeln, wenn wir dabei über Begriffe wie "Red Rooms" oder "Hurtcore" stolpern.

Es ist schwer, sich nicht emotional von diesen Realitäten beeinflussen zu lassen, besonders wenn man für eine Geschichte recherchiert, die so tief in diesen Themen verwurzelt ist oder gar selbst Kinder hat. (OnlineGrooming ist ein schönes Stichwort, vielleicht mache ich irgendwann noch einen Beitrag dazu. Sollten sich alle Eltern früher oder später mit auseinandersetzen.)

Für den Autor bedeutet das oft, sich selbst zu fragen, wie viel Dunkelheit man zulassen kann, ohne dass sie einen selbst überwältigt. Beim Schreiben über das Netzwerk, das Ambrose Deveraux in unserer Geschichte aufbaute, stellte sich die Frage: Wie schafft man es, die Realität darzustellen, ohne dabei den Leser zu überfordern? Wie balanciert man die Schwere des Themas mit der Notwendigkeit, eine fesselnde Geschichte zu erzählen - denn genau das wollen wir doch haben, oder? Wir wollen mitleiden, mitlieben, mitbangen und hautnah dabei sein, wenn der "Feind" am Ende bekommt, was er verdient und alle anderen ihr Happy End bekommen.

Für viele Kinder und Frauen in der Realität gibt es keine Happy Ends.



Aufklärung?

Obwohl die Auseinandersetzung mit diesen Themen emotional belastend sein kann, liegt darin auch eine Chance zur Aufklärung. Geschichten wie January Lane bieten die Möglichkeit, das Bewusstsein für Missbrauch und die Verstrickungen von legaler und illegaler Pornografie zu schärfen.

Die Recherche zum Thema Pornografie, besonders in Bezug auf illegale Netzwerke, ist keine einfache Aufgabe. Sie verlangt, dass wir uns mit den dunkelsten Aspekten der Menschheit auseinandersetzen und dabei oft selbst emotional an unsere Grenzen stoßen. Doch gerade durch diese Auseinandersetzung können Geschichten entstehen, die aufklären und gleichzeitig berühren.


Das Schreiben über legale und illegale Pornografie in einem fiktiven Kontext erfordert also nicht nur intensive Recherche, sondern auch ein emotionales Durchhaltevermögen. Die dunklen Seiten dieses Themas sind real, und sie in all ihrer Komplexität darzustellen, empfinde ich als wichtig.

Natürlich wird es später im Buch eine entsprechende Content-Warnung geben, damit vorbelastete oder empfindliche Leser lieber Abstand von der Geschichte nehmen, das ist mir mindestens genauso wichtig.

Am Ende soll January Lane fesseln, ein bisschen schockieren und ich wünsche mir, dass ihr von der ersten bis zur letzten Seite mit Velvet, Cassian, Dante und Atlas mitfiebert, mit ihnen leidet und liebt und darauf hofft, dass sie ihr Happy End bekommen, denn sie verdienen es!

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